Donnerstag, 16. Juni 2016

Gute Phasen - schlechte Phasen

Jeder Reiter der beim Umgang mit seinem Pferd auf sein Gefühl hört und dem die Beziehung zum Tier wichtig ist kennt das. An manchen Tagen ist die Harmonie perfekt, alles klappt, das Pferd reagiert auf die feinsten Hilfen und jede Distanz im Springen passt. Dann gibt es wiederum aber auch diese Tage, die das pure Gegenteil verkörpern, an denen einfach nichts so funktioniert wie man es gerne hätte. Das ist normal, da müssen wir durch, abhaken und vergessen. Doch was wenn sich dieser schlechte Tag zu einer andauernden Phase entwickelt? Wenn das Zusammenspiel und die Kommunikation von Pferd und Reiter gestört sind? Gerade wenn man aktiv im Sport ist können einem solche Tiefs schier zur Verzweiflung bringen. Ohne dass etwas passiert ist oder verändert wurde tritt man einfach plötzlich auf der Stelle, der Erfolg bleibt aus, der Spass lässt nach.

Was nun?
Ein Patentrezept gegen schlechte Phasen gibt es nicht, jedes Paar muss selber seinen Weg aus dem Tief finden. Dennoch versuche ich nun ein paar Tipps zusammenzufassen, die mir selber oder meinen Reitschülern auch schon geholfen haben.

Alles beginnt im Kopf
Und da wir die Gedanken unserer Pferde nicht beeinflussen können müssen wir bei uns ansetzen. Als erstes sollten wir versuchen uns vom Druck zu befreien, zum einen dem Druck, den wir vielleicht unbewusst dem Pferd machen aber auch dem Druck den wir uns selber auferlegen. Zwischendurch mal eine kleine Prüfung ausser Konkurrenz starten kann dafür zum Beispiel helfen, denn dabei fällt der Erfolgsdruck weg und durch den einfacheren Schwierigkeitsgrad ist man entspannter.
Auch sich immer wieder mal einen guten Ritt in Erinnerung rufen, den man optimalerweise auf Video hat tut gut. Nicht immer nur an das Negative zu denken, sondern schöne Momente präsent zu halten und sich an das Reitgefühl zu erinnern ist sehr wichtig!

Einfach mal etwas ganz Anderes
Oft kann schon nur etwas Abwechslung viele Probleme lösen. Ohne dass man es merkt, ist man vielleicht im Training und der täglichen Arbeit festgefahren, so dass man sich und seinem Pferd die Motivation raubt. Etwas Neues auszuprobieren bringt Schwung in den Alltag und man lernt das Pferd von einer anderen Seite kennen. Gerade für Springreiter empfehle ich da immer gerne mal ein Geländetraining einzuschieben und vielleicht auch einmal (oder mehrere Male) an einem Derby oder sogar einem Military teilzunehmen. Mir selber hilft das Anreiten fester Hindernisse enorm um wieder loslassen zu können wenn ich aus irgend einem Grund anfange zu “Zielen”, sprich mein Pferd auf die Sprünge zu stark zu halten um möglichst in eine passende Distanz zu kommen.
Aber auch ganz einfache Dinge können auflockernd wirken. Zum Beispiel einfach mal das Pferd verladen und nicht ins Training sondern in ein unbekanntes Ausreitgebiet fahren und dort neue Wege erkunden. Das macht natürlich noch mehr Spass wenn man noch einen Stallkollegen/In mitnimmt oder auch jemanden besucht.

Hilfe von Aussen
Stimmt das Training? Vertraue ich unserem Trainier und seinen Methoden? Kann diese Frage nicht eindeutig mit Ja beantwortet werden, sollte man das Gespräch suchen und falls man dabei auf taube Ohren stösst, über einen Wechsel nachdenken. Auch nur ein Kurs bei einem externen Reitlehrer kann manchmal Knöpfe lösen, an die der Heimtrainer nicht heran kommt, obwohl sonst alles stimmt.
Ist das Problem sehr festgefahren und kann trotz intensiver Betreuung durch einen passenden Lehrer nicht beseitigt werden, ist möglicherweise Mentaltraining die Chance einen Ausweg zu finden.

Wenn alles nichts hilft
Dann muss man sich wohl oder übel die Überlegung machen ob einem der Sport wichtig genug ist, dass man sein Pferd verkaufen will. Ich selber bin sicher nicht jemand der diese Entscheidung leichtfertig treffen könnte, ich hänge sehr an meinen Pferden, aber ich finde es absolut nicht verwerflich. Für die meisten Pferdesportler ist das Reiten ein kostspieliges Hobby, das auch Freude machen sollte und tut es das über einen längeren Zeitraum nicht so kann es einem verleiden. Davon hat schlussendlich auch das Pferd nichts, denn es spürt, wenn es zu einer unangenehmen Verpflichtung wird.

Ich wünsche jedem Reiter der mit seinem Pferd in einer Krise steckt die Geduld und den Optimismus sie zu überwinden, meistens lohnt es sich!

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